Beziehungen gestalten (allgemein)
Beziehungen klappen gut, wenn der Blickwinkel und die Ansichten sich gleichen. Ähneln sich unsere Wahrnehmungen, wird einem ein Mensch vertrauter:
"Ach, hast du das auch so gesehen? Schmeckt dir das auch nicht?" Kontaktaufnahme fällt dann leicht.
Schwieriger wird es, wenn unsere Blickwinkel, unsere Sicht auf die Welt, voneinander abweichen. Je nach dem, wie fremd mir dann die Betrachtungsweise des anderen wird, lehne ich den Kontakt dann vielleicht vollständig ab.
Um Begegnung zu ermöglichen, schlucken wir aber eventuell auch unsere Sicht der Dinge herunter zugunsten eines vermeintlich harmonischen WIR . Oder aber wir werden uns unserer eigenen Empfindung gar nicht erst bewusst und vermuten beim anderen Ablehnung oder Distanz und gehen daher aus dem Kontakt. Für manchen ist es hilfreich, sich selber nicht deutlich zu spüren und den anderen gar nicht erst an sich heranzulassen, damit es nicht schwierig wird. Damit blende ich bestimmte Dinge einfach aus und ziehe mich hinter meine Grenze zurück.
Abgrenzen, die eigene Wahrnemung ernst nehmen, nicht im Kontakt mit dem anderen verschwimmen und doch in Kontakt sein - wie ist das möglich? Und wie habe ich das bisher gestaltet? Fühle ich mich damit noch wohl?
Bei Beziehungs- und Kontaktproblemen oder bei alten Problemen, die sich immer wiederholen und bei denen der Blick eng wird, ich mich unwohl in meiner Haut fühle, hilft ein unbeteiligtes Gegenüber. Jemand mit anderem Fokus. Durch das gemeinsame Betrachten, wo es hakt, werden Sie feststellen, wie Sie sich bisher Probleme angeschaut und diese gelöst haben und welche Veränderungen möglich sind.
Die gezielte Wahrnehmung von Empfindungen und Gefühlen lässt Sie Ihre Kontakte anders gestalten und erfahren. Sie werden sich lebendiger fühlen und freier. Sie werden ein neues Gespür für sich und Ihre Umgebung entwickeln, was Sie authentischer macht. Sie gestalten aktiv Leben und Beziehungen.


Dies betrifft auch das Verhältnis zu uns selbst. Das Wort "relation", das im Englischen und Französischen für Beziehung steht, ist hier vielleicht erklärend. Wie setze ich meine Bedürfnisse in Relation? Ein Beispiel: Ich bin totmüde, will aber noch eine Arbeit fertig bekommen und trinke zehn Tassen Kaffee, mache Überstunden und erfülle den Auftrag. In Beziehung zur Fertigstellung ist das ein erfolgreiches Vorgehen. Es fühlt sich in dem Moment wahrscheinich sogar gut an. Will ich damit der neuen Chefin gefallen, steigt hier vielleicht die Anerkennung. Die Beziehung nach außen klappt. Dann kommt aber die Frage der Relation ins Spiel. Mache ich das jetzt häufig oder immer, dann bringt mich das unter Stress. Was ist mit der Beziehung zum Körper, zur Gesundheit? Stress puscht für flottes Reagieren den Körper hoch und befeuert zu Bestleistungen in Ausnahmesituationen. Wird das dann aber immer mehr zur Normalität, ist ein Burn-out eventuell nicht mehr zu stoppen. Steht mein Handeln dann noch in Relation zum Ergebnis? Nehme ich die Signale meines Körpers noch wahr? Und richte ich den Blick nur auf die jetzige Situation, oder kann ich die Konsequenzen meines jetzigen Tuns für die Zukunft abschätzen? Mütter sagen mir oft: "Ich muss das alles für die Kinder tun. Ich schlage mich doppelt und dreifach". Der Blick von außen auf sich selbst, auf eine völlig unter Strom stehende Mutter oder auf eine Mutter im Burn-out schafft hier manchmal einen Raum für neue Lösungen. Mehr hierzu und von den Krankenkassen bezuschusste Kurse auch auf der Seite Stress.
Gestalten Sie aktiv ihr Leben sowie die Beziehung zu sich selbst und anderen.


Nach einer Trennung ist das Gefühl der Einsamkeit gerade an Wochenenden oft ein ungeliebter Begleiter.
Ein Workshopteilnehmer sagte mir einmal: „Alleine sein finde ich ja eigentlich gut. Dann schaue ich Filme und mach so nur mein Ding. Alone: all in one. Das hat lange gut gepasst. Aber so schwer auch meine Beziehungen sind – meine Einsamkeit ist furchtbarer“. Finden wir gemeinsam heraus, was Sie daran hindert erfüllte Partnerschaft zu führen und glücklich zu sein. Aber auch was vielleicht der Gewinn Ihres Alleinseins ist.

Wenn wir uns Probleme anschauen, dann im Hier und Jetzt. Die Gestalttherapie ist kein Verfahren, das Ihre Kindheit an den Haaren herbeizieht. Es ist aber möglich, dass Ihre Mutter, Ihr Vater, Geschwister, also die Familie, vorkommen. Denn hier ist die Grundlage für erste erlernte Beziehungsmuster. Es kann einen Einfluss darauf haben, wie Sie heute Ihre Beziehungen gestalten, ob Sie das jüngste oder das älteste Kind, damals angepasst oder aufmüpfig waren. Auch ob Ihr Vater sich im Job aufgeopfert oder unter Versagen gelitten hat. Das muss alles überhaupt nicht sein - aber kann es schaden, sich das anzuschauen und neue Erkenntnisse zu entwickeln?
